KZ Nebenlager Raderach
„Observatorium
Raderach„ zwischen Sommer 1942 bis Herbst 1944
Bild
oben : Baulager bei Oberraderach 1942 , das KZ Lager entstand aus den Resten
dises Lagers.
Bild unten : Luftbild des KZ
Lagers
Aus den bisherigen Erkenntnissen zu dem KZ Anbaulager bei
Raderach lässt sich
bis
heute keine genaue Aussage darüber machen, wann es als Zwangs-Arbeiterlager
tatsächlich
eingerichtet wurde . Mit Bestimmtheit lässt sich aber feststellen das
bereits
Mitte 1942 mit dem Bau der A4 (V2) Prüfstelle, Zwangsarbeiter b.z.w.
Zwangsverpflichtete
nach Raderach gekommen sind . ( 12 ) Erster Hinweiß auf ein
Kriegs-
Gefangen- und Internierungslager ist in einer Niederschrift einer Dienstreise
vom
2.-5.5.42 von Peenemünde nach Friedrichshafen, zu finden. Besuchsanlass war
der
Serienanlauf der A4 (V2) Fertigung bei Zeppelin. Da heißt es unter Punkt 6)
Abnahmestelle
Oberraderach, „....Die Bauarbeiten an
den Baracken für die
Bauarbeiter
und Kriegsgefangenen sind im Gange.“ *
(BAMA-RH8/1959 / 31)
In
dem Baustandsbericht vom 25.9.1942 wird unter Punkt 27. das Barackenlager als
fertig
genannt.*(BMAM-RH8/1959 / 125)
Das
in den Baracken untergebrachte Baukommando dürfte der Firma Beton
und
Monierbau Stettin unterstellt Gewesen sein . ( 13 ) Die Baracken wurden
unterhalb
Ober- Raderach auf einer recht feuchte Wiese gebaut .
Anhand
verschiedener Fotos dieses Lagers kann man keine besonderen Sicherungs-
Maßnahmen
erkennen, auch sind vereinzelt Wehrmachtangehörige als Bewohner des Lagers zu
sehen. ( 14 )
Auf
einigen Fotos die Während der Bauzeit entstanden sind Arbeiter zu erkennen bei
denen es sich
vermutlich
überwiegend um Zwangsarbeiter handelte.
Das
Baulager hinterlies nach der Demontage deutliche Spuren die man auf Luftbilder
von 1944 und 1945
erkennen
kann. An der Westlichen Seite des Baulagers wurde in einem abgetrennten Bereich
eine
nur kurzfristig bestehende Baracke errichtet die sich Farblich von den Baracken
des Baulager unterschied.
Auch
hier besteht die Möglichkeit das es sich um eine Unterkunft für
Kriegsgefangene- Zwangsarbeiter handelt .
Aus
dieser Zeit sind leider erst drei Name von Zwangsarbeiter
Veröffentlicht
worden, es handelt sich dabei um einen
Niederländer der als Zimmermann am bau eines
Kühlwasserturms
bei Ober- Raderach beteiligt war , einem vermutlichen deutschen und A.S. aus
Polen. (15, 17)
A.S. wurde in Polen geboren. Er
folgte in seiner Heimat einer öffentlichen Aufforderung, sich als Ernthelfer
nach Deutschland zu melden Über
eine Sammelstelle in Krakau gelangte er nach Ravensburg. Über das
Arbeitsamt Ravensburg wurde A.S.
an einen Landwirt aus Bergatreute vermittelt. Nach ca. 2 Monate wurde
er von seiner Arbeit bei dem
Landwirt abgezogen und kam nach Raderach. A.S musste mit einem Teil des
Baukommandos, Schalungs- und
Betonierarbeiten an den Prüfständen und dem Sauerstoffwerk durchführen.
Auch wenn sie sich auf dem Areal
der Abnahmestelle frei bewegen konnten, waren die Arbeitsbedingungen
und die Zustände in den
Unterkünften äußerst schlecht. Eine der schlimmsten Arbeiten seien die Auf- und
Abbauarbeiten, einschließlich
der Reinigung der Stahlrohre für die Betonpumpe gewesen.
Die Zwangsverpflichteden
Arbeiter waren in Zivil. Beim Verlassen des Lagers bekamen die Zwangsverpflichteden
Arbeiter eine Erkennungsmarke
die sie bei der Rückkehr in das Lager wieder Abgeben mussten.
Auf diese Weise wurde die
Vollständige Rückkehr der Arbeiter überprüft. Es gab verschiedentlich
Fluchtversuche,
die wohl nur einem amerikanischen
Kriegsgefangenen gelungen sei. Er kam auf jedenfalls nicht zurück in das Lager.
Die Leute wurden unterschiedlich
je nach Nationalität untergebracht und auch behandelt. Die Baracken waren voll
Wanzen
und Läuse, schlafen musste man auf Stroh gefüllte Matratzen. A.S. hat das Lager oder die Baustelle
nie verlassen, mit einer
Ausnahme. Einmal sammelte er einige Birnen ein, worauf er vom Wachpersonal
brutal
zusammengeschlagen wurde.
Im November 1943 wurden den 400
Zwangsarbeiter die Fremdarbeiter- Ausweise abgenommen und in das
KZ Buchenwald und darauf in das
KZ Dora bei Nordhausen überstellt. Die meiste fanden dort vermutlich den
Tod.
A.S. blieb
nach dem Krieg in Deutschland und lebt zur Zeit ( 2011 ) in Norddeutschland.
(17)
Bild
1 : Prüfstandsfundament mit Gerüst und Betonleitung wie A.S es beschrieben hat.
Bild
2 : Zwangsarbeiter bei Betonierarbeiten Im Prüfstandsfundament
Bild 3 : Zwangsarbeiter
Was
nun zwischen dem ende der Bauarbeiten bei Raderach und der Unterbringung der
ersten Häftlinge
aus
dem Lager Don alles geschah ist nicht bekannt. Wilhelm Müller KZ Häftlich aus
Dachau berichtet das
es
sich um ein Kriegsgefangenen Lager gehandelt haben muss . ( 16 ) Sicher ist hier wiederum nur
das
in diesem nicht Dokumentierten Zeitraum, neben dem ersten Barackenlager ein
zweites entstand das
aus 3
großen Blöcken und 3 kleine Baracken ? bestand . Der Große unterschied zu dem
ersten Lager
ist
der Wassergraben der auf den Luftbilder deutlich zu erkennen ist. Dieses Lager
wurde mitten in den
Ausläufer
eines Niedermoores gebaut .( 20 ) Den Beschreibungen Wilhelm Müller zu Folge
müsste es
genau
um dieses Lager handeln das die Häftlinge aufnahm.( 17 ) Außer diesen Baracken
gab es zu
diesem
Zeitpunkt noch 12 gemauerte Unterkunftsgebäude und 4 weitere über deren
Verwendung nichts
bekannt
ist.( 21 ) Bereits am 27.5.1944 waren einige Baracken des ersten Lagers
demontiert, Anfang 1945
stand nur noch ein Block im
eigentlichen KZ Lager.( 18 ) Wenn man die bisherigen Kenntnisse zusammen fasst,
hat unterhalb Raderach seit Mitte 1942
ein Barackenlager bestanden das sich im Zeitraum von ca. 2 Jahren
auf 11 große Blöcke und 7 kleinere
Gebäude ausdehnte . Wenn man nun die großen Blöcke mit den
durchschnittlichen Belegzahlen anderer
Lager vergleicht , ergibt sich ein Kapazität, die eine sehr hohe Anzahl
von Häftlingen zuläst ohne das man die
12 gemauerten Gebäude dazu rechnet. Diese Lagerkapazität ist aber
eine reine Spekulation , erklärt aber
das es Vermutungen von bis zu 2000 Häftlinge gab. ( 19 ) Tatsächlich
werden es höchstens 1000 Häftlinge
gewesen sein !
Quellen :
* ( 12 / 14 ) Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg RH8/I
1762
* ( 21 )Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, Baustandsbericht
Projekt F Wa Pee v/2 vom 25.11.1942
* ( 13 ) Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg RH8/v 1959
* ( 17 )
Häftlingsberichte und Briefe von Wilhelm Müller, Archiv der KZ Gedenkstätte
Dachau 16.020 und 19.405
* ( 19 ) Christa Tholander – „ Fremdarbeiter 1939 bis 1945
„siehe Quellenangabe 1432 auf Seite 533
* ( 16 ) Wilhelm Müller „ Meine Verfolgungszeit 1933-1945 , Archiv der KZ Gedenkstätte Dachau 3.978
* ( 15 ) Quelle nur auf Anfrage !( Internet )